"Wir wollen mehr für die Flüchtlinge tun und müssen ihre Wohnsituation verbessern."
Da steht nun ein Politiker, sagt diesen Satz und die Zuhörer nicken, applaudieren
und denken sich: Ja, das ist einer, der die Sache anpackt. Sie nehmen die Worte als
Versprechen wahr. Genau diesen Effekt hatte der Sprecher vermutlich auch beabsichtigt.
In einigen Jahren - in der Zwischenzeit hat sich wenig an der Situation geändert
- wird er vielleicht auf seine heutige Aussage angesprochen und nach den Ergebnissen
gefragt. Dann wird er sagen: "Wir wollten mehr tun, aber die Umstände waren nicht
entsprechend, und wir waren uns auch bewusst, dass die Wohnsituation verbessert werden
muss, aber dazu fehlte leider das Geld..."
Wollen, müssen, können, sollen - das alles sind Wörter, die eine Aussage einschränken.
Sie werden oft für bare Münze genommen und sind doch bestenfalls Absichtserklärungen.
Sie wollen im kommenden Jahr abnehmen? Dann haben Sie sich innerlich bereits ein
Hintertürchen offen gelassen. Sie werden im kommenden Jahr abnehmen? Dann haben Sie
sich selbst en klares Ziel gesetzt. Scheitern ist immer möglich, im zweiten Fall
werden Sie aber zumindest dafür kämpfen.
Achten Sie demnächst also bei Ihren Gesprächspartnern oder bei Politikern in den
Parlamenten oder in Interviews auf die Verwendung dieser kleinen Wörter. Hinsichtlich
der wahren Absichten sollte (!) es Sie skeptisch machen.